Ein Bild für die Ewigkeit

Eine Szene im Weltraum. Rechts sehe ich einen großen Planeten, links darunter einen kleinen. Auf diesem kleinen steht ein Harlekin, angelehnt an den großen, die Hände in den Hosentaschen, den Blick nach unten. Langsam schaut er mich an, lächelnd und fröhlich. Da erscheint hinter ihm eine Hand, der Finger schnippst ihn an. Mit großer Geschwindigkeit fährt der Harlekin um den großen Planeten herum und schießt in den Weltraum, begleitet von den Schlussakkorden der Titelmelodie von „StarTrek – Raumschiff Voyager“.

Diesen Traum träumte ich, während ich nach der letzten OP aus der Narkose erwachte. Es war ein fröhlicher, ein heiterer Traum. Der Harlekin deutet schon darauf hin. Und die Voyager? Wir schauen gerade die ganze Serie der StarTrek – Saga. Das prägt, bis ins künstliche Koma hinein.

Vor allem aber ist es die Aussage, die mich fasziniert. Die Serie „Voyager“ hat zwar kein eigenes gesprochenes Intro. Die Mission ist aber die gleiche wie die der Vorgänger – Raumschiffe: „…um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Ich glaube, dass unsere Vorstellungen vom Jenseits von unserer Persönlichkeit und unseren Erfahrungen in diesem Leben geprägt sind. Wer einen starken Gerechtigkeitssinn hat, wird darauf Wert legen, dass die Sünder bestraft werden. Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl möchten, dass Gott sie bedingungslos liebt. Solche mit einem Sinn fürs Schöne oder die, die eine besonders hässliche Welt erlebt haben, erfreuen sich an der Musik des Engelorchesters.

Ich füge diesen Vorstellungen noch eine Variante hinzu. Ich halte es für möglich, dass uns auf der anderen Seite eine neue Aufgabe erwartet. Eine neue Challenge. Die dann aber hoffentlich netter ist als der Krebs, den wir hier gerade erleben.

Ich bin neugierig, wie die Mannschaften bei StarTrek. Wie es aber genau sein wird, wenn es überhaupt sein wird, das werden wir erst herausfinden, wenn wir dort angekommen sind. Und das kann ruhig noch ein wenig warten.

6 Gedanken zu “Ein Bild für die Ewigkeit

  1. Ute Klingwort-Finster schreibt:

    Die Ewigkeit soll sich noch ganz viel Zeit lassen! Die allermeiste Zeit sind wir ja sowieso nicht in diesem irdischen Leben unterwegs. Also, Gemach!!
    Ich habe mal versucht, mich da oben einzuordnen. Was prägt meine Jenseitsvorstellung? Muss ich noch weiter drüber nachdenken. Aber danke auch für diesen Anstoß!
    Und komm schnell wieder auf die Beine – mental bist du es ja schon, Gott sei Dank.

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  2. Thomas schreibt:

    „…um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

    Was für ein bewegendes Bild, um unsere uralten Fantasien, Träume, Visionen über eine Lebenslandschaft – weit und schön – auf der anderen Seite des Horizontes zu beschreiben !

    Ich begleitete gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Freundin einen sehr, sehr jungen und charmanten Mann – einen beruflich wie auch privat äußerst technisch begabten Menschen. Schon im medizinischen Koma angekommen – beschrieb er dennoch, was er sah : grüne Parklandschaften, Licht, Wärme, Blumen und Wiesen … und dann zählte er wie in einem Countdown von 10 hinunter zur Null – und bei Null hob das Raumschiff seines Lebens ab in eine andere Welt. Er war gestorben und auf dem Weg in eine andere Welt. Noch heute bin ich tief bewegt über dieses Erlebnis und trauer mit den Seinen um diesen einzigartigen und wunderbaren jungen Menschen !

    Mit diesen Worten möchte ich mich von diesem Blog wieder verabschieden. Liebe Ute, lieber Erik ! In Gedanken sind wir immer an Eurer Seite ! Wann immer Ihr uns an Eurer Seite möchtet , dann sind wir immer für Euch da ! Euer Thomas

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  3. Ralf Liedtke schreibt:

    Ich liebte diese Serien auch, war fasziniert von der Unendlichkeit des Raums, getragen von der Neugierde, was sich dahinter verbirgt. Und war auf der Suche nach „Abenteuern“ fern des banalen Alltags.

    Heute suche ich „woanders“, eher in mir, versuche das „Jenseits“ auch im „Diesseits“ mehr zu ergründen. Das erweist sich als eine spannende „Entdeckungsreise“ in ebenfalls nicht vorstellbare und unergründliche „Welten“ und auch als „Abenteuer“.

    So fand ich kürzlich einen Textauszug von Eugen Drewermann (in:„Das Wichtigste im Leben, Worte mit Herz und Verstand). Dieser berührte mich sehr und spontan dachte ich, welch schöne Gedanken und sie kommen den meinen sehr nahe:

    „Liest man die Bibel durch den Filter, den uns der Mann aus Nazareth geschenkt hat, erscheint Gott ganz und gar als ein Licht ohne Dunkelheit, als eine Güte ohne Vorbedingung, als ein Verstehen und Verzeihen ohne Grenzen. Ein solcher Gott richtet nicht ab noch hin, er richtet auf, er heilt. Anders als heilend durch ein Wohlwollen, das nicht verurteilt, als heilsam durch eine Bejahung ohne jegliche Verneinung, als heiligend im Reifen einer immer tieferen Bestätigung sollte von dem Gott Jesu – von unserem, weil seinem „Vater“- nie mehr die Rede gehen. Keine neue Glaubenslehre, Keine „Theologie“, keine „Dogmatik“ lässt sich da erbauen; wohl aber lässt sich unser Leben wandeln von Angst in Vertrauen, von Aggression in Akzeptation, von Tod in Leben.“

    Gott und das Universum – wie spannend!

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    • gebrocheneslicht schreibt:

      Lieber Ralf,

      das Spannende an StarTrek ist ja, dass sie Seelenzustände sichtbar macht, indem sie auf fremde Planeten projiziert. Gene Roddenberry hatte noch ein äußerst naives Verständnis von Religion (TOS, the original series: nur Einbildung), TNG, the next generation zumindest schon ein interessanteres von Wissenschaft, und erst DS9 und Voyager versuchen, Spiritualität – mal mehr und mal weniger gelungen – mit der Wissenschaft zu verknüpfen. Insofern also: StarTrek und Drewermann.

      Der mir ja auch sehr nahe ist, wie ich bereits in meinem Rückblick aufs Reformationsjubiläum geschrieben habe. Ich komme hier nur nicht mit dem „Filter“ klar. Das heißt, dass wir die dunkle Seite Gottes einfach wegblenden, damit nur noch das Schöne übrig bleibt? Und wo bleibt dann das Andere? Ich glaube eher, dass Jesus keinen Filter einbaut, sondern im Wissen um die dunkle Seite immer wieder Mut macht, auf das Helle, Mutmachende zu schauen. Also: Wir wissen alle, dass das Leben unsicher ist und dass auch die Vögel sterben werden, gerade sie besonders gefährdet sind. Und doch: Seht die Vögel, die Lerche schwingt sich in die Luft und singt, die Schwalben segeln, der Adler schwebt. Seht, sie leben. Macht es wie sie. Statt also wieder eine Dogmatik des Lieben Gottes draus zu machen, den Glauben als Blickrichtung zu begreifen. Drewermann sagt es ja auch, dann aber klingt es wieder wie: Unser Leben lässt sich verwandeln vom Status „Angst“ in Status „Vertrauen“. Ich glaube vielmehr, dass es sich damit verhält wie mit der Hoffnung, von der Steffensky schreibt: Sie entsteht, wenn wir sie tun. Das Vertrauen entsteht immer wieder neu, jeden Tag, indem wir es tun. Wir „haben“ nichts.

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  4. Ralf Liedtke schreibt:

    Wer sagt uns, dass Gott diese dunkle Seite hat? Woher bzw. aus welchem Kontext stammt diese Annahme? Sind dies nicht letztlich Hypothesen oder „Glaubenssätze“, die von Menschen gemacht sind und durch auf Herrschaft bedachte Organisationen verfestigt wurden? Originär vielleicht gerade von Menschen, die selbst beide Seiten in sich spürten?

    Natürlich kann ich Deine Gedanken nachvollziehen, doch ist mir gefühlt Drewermann näher und dann gibt es für mich keinen „Filter“, sondern den direkten, ungebrochenen Zugang zu einem etwas „anderen“ Gott.

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  5. Friedhelm Berg schreibt:

    Auf der Suche nach Gründen für das Artensterben bin ich auf den nachfolgenden Artikel gestoßen:
    https://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/insektenkiller-windkraft.html

    Wenn man dem Artikel glauben kann, sind also nicht nur die Vögel besonders gefährdet, sondern auch die Insekten. Auch das macht nicht eine imaginäre dunkle Seite von Gott, sondern es sind wir Menschen. „Gott sei Dank“, könnte man sagen, denn so können wir das auch ändern, so wir denn wollen. Und Gott hat uns sicher nicht auf diesen wunderbaren Planeten Erde geschickt, damit wir daraus Kleinholz machen können.

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